Bauweisen

 

Die Qual der Wahl, massiv oder Holz, konventionell "Stein auf Stein" oder Fertigbau.

Wie das Eigenheim gebaut werden soll muss in der frühen Planungsphase entschieden werden. Für die Vor- und Nachteile der Bauweisen bieten nachfolgende Informationen eine kleine Entscheidungshilfe. Der Wert eines Hauses umfasst alle finanziellen Aspekte, von den Baukosten über Unterhalt bis hin zu Lebenserwartung und Wiederverkaufswert.

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen verwirklicht ihren Traum vom Eigenheim in konventioneller massiver Bauweise. Dagegen erscheint der Bau eines Fertighauses mühelos, vorgefertigte Wände und Decken werden innerhalb kürzester Zeit zu einem Ganzen zusammengefügt. Experten weisen auf teils gravierende Unterschiede hin. Denn nicht immer werden beide Varianten allen Bedürfnissen gerecht. Bei den Baukosten erscheint ein Leichtbau auf den ersten Blick im Vorteil. Das allerdings nur für Ausführungen von der Stange. Individuelles Bauen hat immer seinen Preis. Mit fortschreitender Nutzung verliert jedoch die Leichtbauweise gegenüber Massivhäusern noch immer deutlich an Wert. Ältere Häuser werden von Banken teils bis zu 15 Prozent niedriger eingestuft. Grund dafür ist die geringere Lebensdauer einer Leichtkonstruktion, je nach Qualität 35 bis 60 Jahre. Massivhäuser aus Ziegeln halten bis zu 100 Jahren, dabei sind Reparaturen weniger aufwändig und nur in sehr langen Intervallen notwendig. Mit steigenden Energiekosten kommt dem baulichen Wärmeschutz eine immer wichtigere Rolle zu. Beide Konstruktionen erreichen gute bis sehr gute Werte. Stein auf Stein errichtete Gebäude kommen allerdings ohne zusätzliche Dämmung auf der Außenseite aus. Bei Leichtbauhäusern sind immer starke Dämmschichten erforderlich. Eine undichte Gebäudehülle treibt die Heizkosten nach oben. Zudem droht an Wärmebrücken Schimmel zu entstehen. Winddichtheit ist ein klarer Vorteil massiver Häuser, bereits ein einseitiger Putz reicht aus. Der Leichtbauweise sagte man vor Jahren ein unangenehmes Barrackenklima nach. Heute versucht man dem mit konstruktiven Maßnahmen und erhöhtem Wärmeschutz zu begegnen. Jedoch, je höher die Masse der Außenwand ist, desto höher ist die Speicherfähigkeit und desto ausgeglichener sind die Raumtemperaturen. Eine höhere Masse verbessert zudem den Schallschutz. Wichtiger noch ist eine gesunde Atemluft im Haus, denn Allergien und Atemwegserkrankungen nehmen zu. Bei Wandkonstruktionen, die eine Feuchtigkeitsregulierung verhindern, kann sich Wasserdampf im Wandinnern niederschlagen und ideale Wachstumsbedingungen für Schimmel bilden. Ziegelmauerwerk nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie bei sinkender Luftfeuchtigkeit wieder ab und kommt ohne chemische Hilfsstoffe gegen Fäulnis aus.


Begriffserklärung zu den Baustoffen.

Holzbaustoffe
Die wichtigsten Gruppen der Holzbaustoffe sind Brettschichtholz, Holzparkett, Leimholz, Spanplatten, Mehrschichtplatten, Sperrholz und selbstverständlich das Massivholz. Für Massivholz wird nur trockenes, meistens künstlich getrocknetes Holz verwendet. (Restfeuchtigkeit ca. 15%). Daraus werden geeignete Bauhölzer herausgeschnitten, gesägt und zur geeigneten Verwendung z.B. als Konstruktions- Kantholz, und Blockbohlen bearbeitet. Eine Ausnahme gilt für den Bau mit Naturstämmen, sie werden geschält und behauen und kommen als Vollstamm für den Bau zum Einsatz
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Massivbaustoffe
Natürliches Steinmaterial, auch künstliches, gebranntes steinartiges Material aus den Hauptbestandteilen Lehm für Lehmziegel - Ton für Ziegelsteine, Klinker, Blähton-Bauelemente - Kalk und Quarzsande für Kalksandstein - Beton aus Zement, Zuschlägen für Hüttensteine, Betonsteine, mit Baustahl für Stahlbeton Beton mit Treibmittel, Quarzsand und Kalk für Porenbeton, Gasbeton. Es gibt noch viele Variationen für die Steinherstellung, eines haben alle künstlichen Steine gemeinsam, durch Beimischung von Zuschlagstoffen, teilweise auch Bindemitteln, Porenbildnern und Wasser wird durch "Backen" oder Brennen das chemisch gebundene Wasser ausgetrieben und die erforderliche Druckbeanspruchung hergestellt. Beton hat eine eigene chemische Reaktion und braucht nicht extra gebrannt werden.

  Fachwerk
 

Der konventionelle Holzbau - Fachwerkbau
Der traditionelle Fachwerkbau war bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Fachwerkbauweise unter Benutzung natürlicher Baustoffe vorherrschend. Die Wände der meist mit Stroh oder Rohr gedeckten Fachwerkbauten bestehen aus fest verbundenen Hölzern, wobei die entstandenen Zwischenräume (Gefache) auf verschiedene Weise geschlossen sind. Die einzelnen Gefache können mit unterschiedlichen Materialien ausgefacht werden, z.B. durch Lehmflechtwerk, Bruch-, Back- oder Lehmsteine. Im östlichen Mitteleuropa fand das reine Stakenwerk Anwendung, dabei wurden kräftige Staken dicht nebeneinander in Rillen eingeschoben, die in der Schwelle bzw. den Riegeln eingetieft waren. Danach erhielten sie einen Strohlehmüberwurf und Lehmputz. Gelegentlich umwickelte man die Staken mit so genannten Wellern (in Lehm gewälzte Strohseile). Ein Fachwerkhaus ist ein durch Spezialfirmen geplantes und erstelltes Haus in einer Fachwerkbauweise. Ein Fachwerkhaus kann auch nach den Angaben, Grundrissen und Beschreibungen des Bauherrn individuell erstellt werden. Freitragende Fachwerkkonstruktion bedeuteten variable Grundrisse und freie Raumaufteilung und somit eine optimale Erfüllung der eigenen Ansprüche und Ideen, gewährleistet wird dieses durch das massive Eichenfachwerk das nach alten Handwerksregeln zimmermannsmäßig abgebunden, mit Zapfen und Holznägeln verbunden und gerichtet wird. Besondere Detaillösungen geben jedem Haus etwas Besonderes. Die Konstruktion mit Holzbalken und Holzstützen ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Planung, im Design und in den technischen Details. Sie kreieren einen einmaligen architektonischen Charakter. Die Möglichkeiten bei Fachwerkhäusern sind extrem vielfältig.

 

  Holzrahmenbauweise
 

Der Holzrahmenbau
Der Holzrahmenbau ist eine Weiterentwicklung des Fachwerkbaus, er stammt aus Nordamerika und wurde in Konstruktionssystem und Detailausarbeitung auf die in Deiutschland geltenden Anforderungen übertragen. Kennzeichnend für das System sind die tafelförmigen Elemente mit tragendem Rahmen und aussteifender Beplankung. Für die Rahmen wird Massivholz verwendet, vorzugsweise in Form von Konstruktionsvollholz (KVH). Die Beplankung besteht zumeist aus Holzwerkstoffen oder Gipswerkstoffen. Standardisierte Holzquerschnitte und gängige Plattenmaße ermöglichen eine Vorfertigung und den Bau. Die senkrechten Rahmenhölzer werden dabei im Konstruktionsraster angeordnet. Das Traggespann aus Rahmen und Beplankung nimmt im Gefüge von Wand, Decke und Dach sämtliche senkrechten Gebäude- und Verkehrslasten und waagrechten Lasten aus Windschub auf. In den freien Räumen der Holzrahmen wird die Dämmung untergebracht. Bei den Außenwänden folgen innenseitig die Dampfbremse, die die Bauteile vor dem Eindringen warmer Raumluft und damit vor möglicher Tauwasserbildung bewahrt, und dann die Bekleidung aus Gipswerkstoffen oder Holz. Außenseitig werden die Windsperre und die Fassade angeordnet. Zur Holzkonstruktion passt die Außenbekleidung aus Holz. Möglich und vielfach ausgeführt sind aber auch Putzfassaden oder die für Norddeutschland typische nichttragende Klinkervorsatzschale. Eine zusätzliche Dämmschicht kann entweder außen oder innen angebracht werden.

 

  Holztafelbauweise
 

Der Holztafelbau
Der Tafelbau, die Holzbauweise der Fertighaushersteller, ist mit dem Rahmenbau eng verwandt, ein wesentlicher Unterschied liegt im Grad der Vorfertigung. Für das Fertighaus werden Wand-, Decken- und Dachelemente bereits im Werk komplettiert. Sie erhalten dort also bereits die Dämmung in den Gefachen der Rahmenkonstruktion, die beidseitig mit der Beplankung bzw. Bekleidung geschlossen wird. Weiter werden Dampfbremse und Windsperre aufgebracht, desgleichen die Fassade. Holzbekleidungen, Putz auf zusätzlicher Außendämmung oder Klinkervorsatz, der allerdings vor Ort gemauert wird, stehen in zahlreichen Varianten zur Wahl. In die Bauteile werden die Leitungsführung der Haustechnik und Vorrüstungen für spätere Installationen integriert. Eine zusätzliche Außen- oder Innendämmung ist die Regel. Zu den werkseitig vormontierten Bauteilen gehören auch die Fenster und Außentüren. Für die Arbeit auf der Baustelle bleibt das Finish: haustechnische Aggregate und Ausstattung, Anstrich, Tapeten, Fliesen, Bodenbeläge, Innentüren und die restliche Wohnausstattung. Das Prinzip weitestgehender Vorproduktion passgenauer, maßhaltiger Bauteile verkürzt die Bauzeit.

 

  Stein auf Stein
 

Der konventionelle Massivbau - "Stein auf Stein"
Schlechte Karten hatte der Massivbau gegenüber dem Fertighausbau lange Zeit in Sachen Schnelligkeit. Doch die Stein auf Stein Bauweisen haben den Rückstand aufgeholt. In den letzten Jahren häufen sich die Meldungen über Rekord-Bauzeiten im Massivbau. „Einzug nach viereinhalb Monaten Bauzeit“ ist da noch die harmlose Variante. Die Initiative „Pro Massivhaus“ setzte noch einen drauf, bei einer Demonstration geballter Handwerker-Power vergingen vom Setzen des ersten Mauerziegels bis zum letzten eingehängten Dachziegel knapp fünf Tage. Um den Guinness-Buch-Rekord streiten sich derweil zwei Handwerker-Verbünde: „Rekord ist perfekt: 24 massiv gebaute Doppel- und Reihenhäuser-Rohbauten ab Oberkante Kellerdecke in weniger als vierzehn Arbeitstagen“ hieß die Erfolgsmeldung aus Hessen. „Fünf Stunden und 36 Minuten für den Rohbau eines märkischen Massivhauses einschließlich Dachstuhl“ jubelte man in Brandenburg. Die alte Bauregel, nach der ein Stein auf Stein gemauertes Haus alle vier Jahreszeiten einmal erlebt haben sollte, bevor die Bewohner einziehen, zählt in unserer schnelllebigen Zeit nicht mehr. Feuchteschäden durch mangelnde Austrocknung sind bei unsachgemäßer Abwicklung vorprogrammiert, jedoch kann man mit dem Einsatz von Trocknungsgeräten die Baufeuchte vermeiden.

 

  Massive Bauelemente
 

Der Massiv-Fertigbau
Vom Wetter unabhängig und mit Hilfe von Computern werden hier die oft geschosshohen massiven Bauelemente produziert, nicht von der Stange, sondern durchaus mit individuellen Zuschnitten: Mit Aussparungen für Fenster und Türen, als maßgeschneiderte Elemente vom Keller über die Außenwand bis zu Decken- und Massivdachplatten. Die massive Elemente werden bereits trocken auf der Baustelle angeliefert. Eine perfekte Logistik sowie die passenden Werkzeuge und Werkstoffe sorgen dafür das im Idealfall die Montage und das Vermauern der Wandelemente, der Einbau von Fenstern und Türen oder das Errichten des Dachstuhls zeitgleich abläuft. Weniger Menschen auf der Baustelle, dafür rationell arbeitende Maschinen und Kräne, weniger Kleinarbeiten wie Sägen oder Anmischen von Mörtel, dafür Plansteine, die mit Dünnbettmörtel verarbeitet werden können, weniger Handgriffe bei großformatigen Wand- und Deckenelementen, weniger Abfall, massiv bauen muss längst nicht mehr mit Mühsal, Dreck und langsamem Baufortschritt assoziiert werden. Doch es müssen nicht unbedingt gleich großformatige Fertigteile sein, um die Bauzeit zu verringern. Mit millimetergenau formatierten Kalksandstein-, Ziegel- oder Leicht- oder Porenbeton-Plansteinen hat sich auch die klassische Stein-auf-Stein-Bauweise gemausert. Die traditionelle Backstein-Mörtelfuge von zwölf Millimetern als Ausgleichsmasse für abweichende Steinformate hat ausgedient. Ein bis drei Millimeter dick wird stattdessen der sehr schnell trocknende Dünnbettmörtel am besten gleich mit einem automatischen Mörtelschlitten auf die DIN-genormten Blöcke aufgetragen, die zudem oftmals mit Verbindungen versehen sind (Nut und Feder). Das Mauern ist eine schon fast übertriebene Bezeichnung für das Aneinanderreihen, Aufeinanderstapeln und Verkleben der Steine. Nicht umsonst sind viele solcher Komplett-Bausysteme, neben den Mauersteinen gibt es maßgenaue Bauteile wie etwa Türstürze und Fensterstürze oder Rollladenkästen auch für den Selbstbau hervorragend geeignet.

 

Unabhängig vom Konstruktionsraster sind die Grundrisseinteilung und die Positionen von Fenstern und Türen frei. Eigenleistungen sind beim Ausbau möglich, doch sollte man Zeit- und Leistungspotential realistisch einschätzen und auf jeden Fall fachliche Beratung nutzen.

© 2004 pro-fertigbau


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